4. Mythos „Die Integration in Deutschland ist gescheitert“

Der Mythos „Die Integration in Deutschland ist gescheitert“ ist ein komplexes und oft emotional aufgeladenes Thema, das differenziert betrachtet werden muss. Diese Aussage spiegelt häufig allgemeine Ängste und Frustrationen wider, die mit Herausforderungen in der Migrations- und Integrationspolitik verbunden sind. Doch es ist wichtig, den Begriff „gescheitert“ zu hinterfragen und die Situation aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Der Mythos des Scheiterns wird häufig durch Medienberichte und politische Rhetorik verstärkt, in der Bilder von Segregation, Ghettos und Parallelgesellschaften prominent sind. Einzelne Vorfälle oder Probleme werden oft verallgemeinert und als Beispiel für ein generelles „Scheitern“ dargestellt. In den meisten Fällen bilden sie aber nicht die Wirklichkeit, sondern verzerren sie und übertreiben.

Was hat es mit der Segregation, Ghettos und Parallelgesellschaften auf sich?

In den Sozialwissenschaften bezeichnet Segregation die ungleiche Verteilung von Individuen in einem geografischen Raum. Ein Beispiel dafür ist die Häufung von Menschen mit Migrationshintergrund in bestimmten Gebieten, aber dies ist nur eines von vielen ungleich verteilten Merkmalen, andere sind der Anteil junger Familien oder Akademiker*innen in bestimmten Gegenden. Die Ursachen von Segregation liegen vor allem in den finanziellen Möglichkeiten von Mieter*innen und Käufer*innen, gefolgt von Vorurteilen und Diskriminierung. Erst an dritter Stelle spielen individuelle Wohnpräferenzen eine Rolle. Menschen mit den meisten finanziellen Mitteln haben dabei die größte Auswahl. Segregation wird also durch diejenigen mit ausreichend Geld zur Abgrenzung vorangetrieben – die Reichen isolieren sich, während die Armen ausgegrenzt werden. Der effektivste Weg, Segregation zu verringern, liegt darin, den sozialen Aufstieg von Migrant*innen zu fördern und gegen Diskriminierung vorzugehen.

Entgegen prominenten Bildern existieren keine komplett getrennten, parallel laufenden Gesellschaften, da überall Verbindungen und Überschneidungen zwischen verschiedenen Gruppen und Strukturen zu finden sind. Die Hauptprobleme liegen in Armut, Arbeitslosigkeit, fehlenden Perspektiven und den Herausforderungen staatlicher und gesellschaftlicher Institutionen, mit Armut und Migration umzugehen.

Was es braucht

Um Integration gelingend zu gestalten muss die Politik Verantwortung übernehmen und durch Entscheidungen sowie finanzielle Unterstützung die Chancen von Migrant*innen und sozial Benachteiligten langfristig verbessern. Es braucht verfestigte Aufenthaltstitel, eine abgesicherte Rechtssituation und einen leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt für Migrant*innen. Es braucht bessere Schulen, um Schüler*innen die gleichen Chancen zu geben – eine gute Ausstattung mit Unterrichtsmaterialien und mehr Lehrer*innen, Sozialpädagog*innen und Betreuer*innen in den Klassen, die interkulturell geschult sind. In Verwaltungen, städtischen Einrichtungen, Schulen, Kitas, der Jugend-, Familien- und Seniorenarbeit müssen Migrant*innen präsent sein und die Mitarbeitenden interkulturell geschult werden. Und am wichtigsten: Menschen mit Migrationsbiografie müssen als gleichberechtigter Teil unserer Gesellschaft betrachtet werden.

Quellen:

Segregierte Stadt | Stadt und Gesellschaft | bpb.de

Der Mythos von Ghettos und was für die Zuwandererstadtteile getan werden muss | heimatkunde | Migrationspolitisches Portal der Heinrich-Böll-Stiftung (boell.de)